»Zeigt Zivilcourage und bekennt euch zur Menschlichkeit!«

Das Thusnelda-Gymnasium erinnert am internationalen Holocaust-Gedenktag an die Gräueltaten der Nationalsozialisten
von Natalie Brendgen

Kurze Aufklärung zum Thema:

~ Was ist die Shoah/ der Holocaust?
Unter dem Begriff »Holocaust«, auch »Shoah« genannt  (hebräisch für »Unheil«/ »Heimsuchung«), versteht man die nationalsozialistische Verfolgung und den systematischen Völkermord an circa 5,6 bis 6,3 Millionen europäischen Juden.
Die genaue Zahl der Opfer lässt sich nicht bestimmen.

~ Wie entstand der Holocaust?
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten   (Mitglieder der »NSDAP« > »Nationalsozialistische Deutsche Arbeitspartei«) am 30. Januar 1933 änderte sich für die Deutschen viel – besonders für die jüdischen Bürger.  Sie wurden für fast alle Probleme der damaligen Zeit unbegründet verantwortlich gemacht, wie zum Beispiel für die Weltwirtschaftskrise oder den Versailler Vertrag.  

Ab dem 7. April 1933 begannen die ersten Gesetze gegen die jüdischen Bürger in Deutschland in Kraft zu treten. Ab dem 15.September 1935 traten die sogenannten »Nürnberger Rassengesetze« in Kraft. Fast täglich wurden neue Gesetze gegen die jüdischen Bürger festgelegt, um jene aus Deutschland zu vertreiben.  Den jüdischen Bürgern wurden  bestimmte Berufe verboten (wie zum Beispiel Ärzte oder Professoren), die jüdischen Bürger mussten zusätzlich den Vornamen »Israel« bzw. »Sara« tragen, ihnen wurden Besuche kultureller Veranstaltungen (Kino, Theater etc.), öffentlicher Schulen, öffentlicher Plätze und Parkanlagen verboten, sie durften nur zu bestimmten Zeitpunkten einkaufen gehen, sie mussten zur Erkennung einen »Judenstern« tragen und viele Gesetze mehr. So wurden sie zunehmend ausgegrenzt und ihrer Existenzgrundlagen beraubt.
Ab dem 11.Januar 1942 fanden die ersten Deportationen statt.

~ Was passierte am 27.01.1945?
Am 27. .Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau von sowjetischen Truppen (bzw. der roten Armee) befreit. Heute ist der 27. Januar der internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus.

~ Was ist Auschwitz?
Das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz am Westrand der polnischen Stadt Oświęcim ist seit der Nachkriegszeit zu einem Symbol für die Shoah geworden. In dem Lagerkomplex wurden mehr als 1,5 Millionen Menschen von den Nationalsozialisten brutal ermordet und gefoltert. Durch die vielen unregistrierten Opfer liegt die Gesamtzahl weit höher, denn die meisten Deportierten wurden ohne Registrierung unmittelbar von der Rampe in die Gaskammer geschickt.

~ Warum sollten wir uns an den Holocaust/ die Shoah erinnern?
Wir sollten uns noch heute daran erinnern, um an alle Opfer der Shoah zu gedenken und um zu verhindern, dass so etwas Grausames wieder passiert. Außerdem sollten wir versuchen andere an das Leid vor rund  80 Jahren zu erinnern, um ein Zeichen gegen Antisemitismus und die Verleugnung des Holocaust zu setzen.

Um an das Grauen vor 76 Jahren zu erinnern rief der WJC (Jewish World Congress) zu der Aktion #WeRemember auf. Wie schon im Kölner Stadt-Anzeiger erwähnt wird, nahm das Thusnelda-Gymnasium in Köln Deutz an der Aktion teil.

Mehr als 100 SchülerInnen, LehrerInnen und MitarbeiterInnen der Schule fotografierten sich mit dem Slogan der Aktion in der Hand.

Doch nicht nur in der Zeitung und auf verschiedenen Hompages setzte das Gymnasium ein Zeichen gegen Antisemitismus, auch auf Youtube beteiligte sich das Gymnasium an einer Aktion für den internationalen Holocaust-Gedenktag.

In dem Youtube Video von der Kölner Kindergedenkstätte Löwenbrunnen nahmen insgesamt 4 SchülerInnen des Thusnelda-Gymnasiums teil. Das Video beinhaltet eine Rede von der Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker, ein Stück auf dem Klavier, gespielt von einem Schüler aus der 7.Klasse, ein fiktives Tagebuch eines jüdischen Mädchens, gelesen und verfasst von einer Schülerin der 8.Klasse, ein Stück auf der Klarinette, gespielt von einer Schülerin der 9.Klasse, eine Textstelle des Tagebuchs der Anne Frank,, vorgetragen von einer Schülerin der 8.Klasse des Gymnasiums und viele weitere Vorträge zum Thema Erinnern an die Shoah.

Den Aufruf für die Aktion bekamen die Schüler einer 8.Klasse des Gymnasiums eine Woche vor dem Gedenktag von einem Mitarbeiter der Kindergedenkstätte Löwenbrunnen in einem Vortrag, welcher aufgrund der Pandemie online gehalten wurde.

Eine Schülerin dieser Klasse ist Amanpreet, welche das fiktive Tagebuch eines jüdischen Mädchens verfasste.

“Nach dem Vortrag war ich sehr motiviert, in dem Youtube-Video etwas beizutragen“, äußerte sich die 13-Jährige. “In der Stunde, die mich dazu motivierte, sprachen wir über den Holocaust. Der Mitarbeiter der Gedenkstätte erzählten uns davon, welche Regeln und Verbote es für die jüdischen Kinder von damals gab. Am Ende erzählte er uns, dass die Kinder von damals, heute Rentner, oder in den meisten Fällen leider schon Verstorbene sind.“ Das habe sie sehr emotional gestimmt, weshalb sie keinen Augenblick gezögert und direkt nach dem Unterricht den Tagebucheintrag geschrieben habe. „Wenn man sich das Video von dem kirche.koeln Kanal in Ruhe anschaut, wird einem klar, dass so etwas nie wieder passieren sollte, denn wir sind eine Gemeinschaft!”, so die 13-Jährige

Auch ein Kantor und ein Rabbiner der Synagogen Gemeinde Köln wirkten in der virtuellen Gedenkstunde mit.

“Macht die Augen und Ohren auf, zeigt Zivilcourage und bekennt euch zur Menschlichkeit!”, ist die eindringliche Bitte des Rabbiners Yechiel Brukner.

Quelle: https://m.bpb.de/izpb/7687/1933-1945-verdraengung-und-vernichtung